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Sonntag, 24. Juli 2011

Europäische Ratingagentur - ich höre die Worte, allein mir fehlt der Glaube!

In der letzten Zeit mehren sich die Rufe nach einer europäischen Ratingagentur seitens der Politik aber auch seitens der Öffentlichkeit. Mit einer solchen Agentur soll die Abhängigkeit Europas von Amerika verringert und eine Institution geschaffen werden, die das hochkomplexe europäische Geflecht besser verstehen und daher besser beurteilen kann. Ich höre die Worte allein mir fehlt der Glaube.

Ich möchte hier sicherlich keine Lanze für die bestehenden Ratingagenturen Moody's, S&P oder Fitch brechen und wer mein Buch "Verlorenes Vertrauen" gelesen hat, weiß dass ich sehr kritisch die Rolle der Ratingagenturen bei der objektiven Beurteilung der inhärenten Risiken von neuen Finanzprodukten, wie den Credit Deafult Swaps (CDS) oder den Credit Debt Obligations (CDO) sehe. Dass die Ratingagenturen ihren zweifelhaften Beitrag zur heutigen Krise geleistet haben, steht für mich ausser Frage. Davon aber abzuleiten, dass eine europäische Ratingagentur den Job besser macht, ist vielleicht politisch opportun, entbehrt aber jeder Logik.

Die eigentliche Kernaufgabe einer Ratingagentur ist es sich eine informierte Meinung darüber zu bilden, ob ein Schuldner seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Die Zauberworte dabei sind "informierte Meinung" und "kann". Informierte Meinung für mich heisst unabhängige Meinung. Daher kann sich eine Ratingagentur, auch wenn sie in Europa gegründet wurde, kaum erlauben politisch opportune Ratings abzugeben. Dies würde auf Dauer die Objektivität und damit den Wert des Ratings am Markt untergraben. Eine solche Agentur, auch wenn sich dies die Politik noch so sehr wünscht, würde zum Untergang verurteilt sein noch bevor sie überhaupt gegründet wurde. Ausser Spesen nichts gewesen, wäre das Fazit eines solchen Unterfangens.

Es gibt aber noch einen trefflicheren Punkt, der die Absurdität des Wunsches klar verdeutlicht. Hyman Minsky, Wirtschaftsprofessor an der Washington Universität in St. Louis, teilte die Kreditnehmer einer Volkswirtschaft in drei Kategorien ein: in jene die Zinsen und Tilgung aus ihren laufenden Einnahmen begleichen können, nannte er sichere Schuldner. Jene, die nur die Zinsen, aber nicht das Grundkapital aus ihren laufenden Einnahmen bedienen können, nannte er spekulative Schuldner. Schliesslich jene, die weder Zinsen noch Tilgung aus ihren Einnahmen bedienen können, nannte er Schneeballfinanzierer. Dass Griechenland zu der dritten Kategorie gehört, wird auch eine europäisch dominierte Ratingagentur nicht ändern können. Die Macht des Faktischen ist einfach stärker!


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