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Sonntag, 10. April 2011

Die nächste Riesenwelle rollt bereits an



Ich hatte das Vergnügen anlässlich eines Vortrages als 5Sterne Redner in Deutschland  von Michael Fehrenschild interviewt zu werden. Anbei der Auszug des Interviews:


Herr Theyer, seit einiger Zeit kriselt es im Euroland. Wie sehen Sie die Zukunft unserer Währung?
Sowohl die USA als auch Europa pumpen derzeit wahnsinnig viel Geld in das Finanzsystem. Die Menge hat sich in den letzten Jahren etwa verdreifacht, und es ist kein Ende abzusehen. Daher müssen früher oder später sowohl der Dollar als auch der Euro unter Druck geraten, da sie an Wert verlieren. Wenn Sie sich die üblichen Fluchtwährungen wie Gold anschauen, so sehen Sie neue Rekordhöhen. Das ist für mich ein klares Zeichen, dass die Bürger das Vertrauen in ihr Geld verlieren. Da helfen auch keine noch so tollen Beteuerungen unserer Politiker. Ich sehe daher die Lage als sehr ernst an und fürchte, dass wir in Europa sehr schnell mit einem Zweiwährungsszenario konfrontiert werden: einer harten Währung im Norden und einer weichen im Süden.

Ist die Eurokrise damit noch ein Ausdruck des letzten Crashs?
Was wir derzeit erleben ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein systembedingtes Problem. Auch die Finanzkrise von 2008 ist nicht bloß eine Fehlentwicklung, die durch einige schwarze Schafe oder skrupellose Manager ausgelöst wurde. Ich habe in meinem Buch den Vergleich mit dem Tsunami gewählt, um zu veranschaulichen, wie das Finanzsystem sich langsam aufschaukelt, um – meist viel später und an einem anderen Ort – seine zerstörerische Macht zu entfalten. Keiner kann genau sagen, wo die Katastrophe auftreten wird, noch was sie angestoßen hat. Ein kleiner Auslöser, der vielleicht schon Jahre zurückliegt, kann die nächste Krise heraufbeschwören. Ähnlich wie ein Boot im offenen Meer über einen Tsunami hinwegfährt ohne etwas von ihm mitzubekommen, handeln die Finanzteilnehmer über einen langen Zeitraum, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein. Erst wenn die Welle auf Land trifft, offenbart sich ihre schreckliche, destruktive Kraft.

In den 80er Jahren setzte sich bei vielen Politikern und Bankern die Überzeugung durch, dass Märkte nicht kontrolliert werden müssten, da sie sich selbst regulieren. War das der Anfang?
Für mich ist nicht die Deregulierung der Auslöser, sondern der Glaube an eine ‚unsichtbare Hand’, die eingreift. Viele sind überzeugt, dass es in der Finanzwelt so etwas wie ein natürliches Ventil gibt, das ein Überlaufen des Systems vermeiden kann. Wie bei einem Dampfkessel. Doch das ist ein Trugschluss. Ist der kritische Punkt einmal überschritten und der Dampfkessel überhitzt, wird es sehr schwer korrigierend einzugreifen. Ich glaube, wir alle sollten verstehen, dass das System negative Energie besitzt mit der wir lernen müssen umzugehen. Fest steht: Je mehr die Spekulation in den Vordergrund und die Absicherung in den Hintergrund tritt, desto stärker werden die Kräfte, die einen Tsunami hervorrufen können.

Ein Grund für die spektakulären Pleiten zu Beginn der Finanzkrise ist Ihrer Ansicht nach, dass Börsenhändler an die Berechenbarkeit von Marktbewegungen glauben. Wieso?
Es scheint, als würden wir in der Finanzwirtschaft noch an den ‚Laplaceschen Dämon’* glauben. Dabei spielt der Zufall eine viel größere Rolle! Für mich ist die Finanzwelt ein ‚Wahrscheinlichkeitsraum’, in dem auch sehr unwahrscheinliche Ergebnisse stattfinden. Allerdings ist es wohl verpönt, dies in Geschäftsmodellen abzubilden und mögliche Investoren auf ein Crashszenario vorzubereiten. In meiner Karriere habe ich noch nie einen Manager gesehen, der zugibt, dass sich gemäß seiner Planung die Gewinne halbieren werden. Der sogenannte ‚Hockeystick’ – das heißt, man sagt „heute ist das Ergebnis zwar schlecht, morgen aber sicher um X-Prozente besser“ – ist ein Phänomen, dass ich in fast allen langfristigen Planungen vorgefunden habe. Man bekommt kein Geld von der Börse für negative Vorschauen, nur für Erfolgsgeschichten.

Gibt es Länder, die richtig auf die Probleme reagieren? Wo steht Deutschland dabei?
Das ist schwer zu sagen, weil sehr viele Interessen und Standpunkte berücksichtigt werden müssen und immer Kompromisse erforderlich sind. Daher kann ich dies nur vom Modellstandpunkt aus beurteilen. Aber jene Staaten, die die Geldmenge reduzieren und versuchen die Gier und Innovation der Finanzjongleure einzudämmen, werden wohl punkten können. Ich denke dabei an China und Kanada, aber auch an kleinere Staaten wie Kroatien und Argentinien. Sie scheinen in die richtige Richtung zu gehen.
Zu Deutschland: Frau Merkel macht meiner Meinung nach ihre Sache sehr gut, weil sie die richtigen Fragen stellt. Wo steht beispielsweise geschrieben, dass Banken nicht in einem geordneten Verfahren abgewickelt und geschlossen werden können! Warum soll die Gemeinschaft die Kosten für das hohe Risiko der Anlagepolitik einzelner Finanzinstitute aufkommen, wenn es schief läuft?

Können Sie ein vorläufiges Fazit ziehen?
Die Kräfte, die den letzten Tsunami erzeugten, also Gier, Innovation und globale Vernetzung wurden eher verstärkt als eingeschränkt. Deswegen fürchte ich, dass die nächste Riesenwelle bereits anrollt und uns wieder mit voller Wucht treffen wird. Und leider wurden die nötigen Frühwarnsysteme noch nicht errichtet! Denn Krisen können zwar nicht vermieden werden, aber sie lassen sich abschwächen. Wichtig ist, dass wir die positiven Kräfte identifizieren und uns keinen neuen Risiken aussetzen, die wir nicht abschätzen können – hierfür soll mein Buch Hilfe bieten.