Zipcar

Meld dich bei Zipcar an, um 20 € Fahrguthaben zu erhalten.

Freitag, 14. Dezember 2012

Finanzskandal Salzburg - man soll uns nicht für dumm verkaufen!

Man könnte es fast als Ironie des Schicksals bezeichnen. Aber heute jährt sich ist der Tag an dem Orange County Konkurs anmelden musste. Ein Blick in die Geschichte lohnt sich und fördert manchmal Überraschendes zu Tage: Vor 18 Jahren hatte der damalige Politiker und Treasurer von Orange County, ein Bezirk im US-Bundesstaat Kalifornien, Robert L. Citron alle geltende Anlagerichtlinien ausser Kraft gesetzt und mit komplexen Finanzprodukten Milliarden Dollar verspielt. Kommt dies bekannt vor? 


Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller musste sich gestern mit tränenerstickter Stimme bei ihren Landsleuten für einen ähnlichen Vorfall entschuldigen. Durch nichtgenehmigte spekulative Geschäfte in einem inoffiziellen, ausschließlich selbst gemanagten Derivatportfolio soll eine Beamtin dem Land Salzburg Bewertungsverluste in Höhe von über 300 Millionen Euro zugefügt haben , heißt es in den Medien. Die Derivatengeschäfte seien gegen die Richtlinien für das Finanz-Management gewesen, die der ehemalige Finanzreferent Othmar Raus (SPÖ) 2007 erstellt hat. Sie habe gegen Risikolimits verstoßen und als unzulässig erklärte Geschäfte abgeschlossen.

Jeder der ein wenig Ahnung von Derivativgeschäften hat, weiss, dass dies so nicht stimmen kann. Zum einem müssen die durchführende Banken Provisionen in Millionenhöhe kassiert haben, zum anderem fallen bei dieser Art von Risikogeschäften auch sogenannte "Margin Calls" an, die überwiesen und verbucht werden müssen. Daher ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass dem Land Salzburg bis jetzt nur Bewertungsverluste entstanden sein sollen. Viel spannender wäre es, wie im Fall Orange County, aufzuklären, welchen Banken in den getätigten  Geschäften verwickelt sind und wieviel diese vom Land Salzburg dafür bekommen haben. Man soll die Bevölkerung nicht für dumm verkaufen - es ist Geld geflossen und ein realer Schaden entstanden!


Sonntag, 2. Dezember 2012

Stoppt den Schuldenaufbau!


Die Aufforderungen und Rufe nach einer europäischen Bankenaufsicht nehmen an Lautstärke zu. Damit meint die Politik, die Krise in den Griff bekommen zu können. Leider ist dieser Ansatz drastisch verkehrt. Auch Politiker irren hier und stützen sich auf völlig falsche Tatsachen. Diese Vorgehensweise kann bereits als fahrlässig eingestuft werden.

Wo geht die Politik hier in die Irre? Die These, die Politiker uns glauben machen wollen: Es gäbe Banken, die für das gesamte System so sehr relevant sind, dass sie um jeden Preis gerettet und gestützt werden müssen. Mit diesen Argumenten rechtfertigen sie die enormen Schulden, die von einem Staat aufgenommen werden müssen, um eben diese Banken am Leben zu erhalten.

Die Wahrheit ist  jedoch eine ganz andere. Es verhält sich genau umgekehrt. Denn je größer eine Bank, desto schwieriger ist es, sie vollständig aufzufangen, wenn sie sich bereits in großen Schwierigkeiten befindet. Der Beweis: Die drastisch steigenden Summen, die notwendig wurden, um Banken dieser Größe zu retten. Ich  fordere daher einen sofortigen Stopp dieser Art von Schulden. Und weiter, dass Banken in solchen Situationen auch strukturiert abgewickelt werden können, dass also ein geordnetes Konkursverfahren für Banken in Schräglage angeordnet werden kann. 

Ein solches Gesetz zur Abwicklung einer Bank wäre wesentlich dringender als die Etablierung einer neuen pan-europäischen Aufsichtsbehörde!

Sonntag, 11. November 2012

China ist anders


Ich musste letzte Woche beruflich nach Hong Kong und konnte dort zwei Ereignisse miterleben, die unterschiedlicher nicht sein konnten und doch die nächsten 5 Jahre wesentlich prägen werden: die Wahl von Barack Obama und Xi Jinping.

Während am 8. November die ganz Welt gespannt auf die USA und die dortigen Wahlen blickte, begann  in China der 18. National Kongress der Kommunistischen Partei und damit die Weichenstellung für die Ablöse von Hu Jintao. Ein solcher Machtwechsel findet in China nur alle zehn Jahre statt. Hu wird  von seinem Stellvertreter im Präsidentenamt Xi Jinping beerbt werden, dem Staatsratsvorsitzenden Wen Jiabao als Regierungschef soll dessen Vize Li Keqiang nachfolgen. 


Die Ernennung der mächtigsten Regierungschefs der Welt hätte nicht unterschiedlicher sein können. Während der eine monatelang in den Medien präsent war und durch die USA reiste um Stimmen zu gewinnen, spielt sich der Machtwechsel in China hinter den Kulissen und ohne die Öffentlichkeit ab. Kaum jemand kennt Xi Jinping in Hong Kong doch jeder kennt Barack Obama. 


Jedoch sind auch die Versprechen der beiden sehr gegensätzlich. Während Barack Obama  hauptsächlich auf Schulden  baut um seine Reformen durchzuziehen und die Krise in den USA zu bändigen, gibt der scheidende Präsident in China seinen Nachfolger einen klaren Auftrag mit:  das Durchschnittseinkommen in China bis 2020 zu verdoppeln. 2011 erreichte das BIP in China 47,3 Billionen Yuan (nach heutigem Kurs 5,9 Billionen Euro) und war damit das zweithöchste der Welt hinter dem der Vereinigten Staaten. Jedoch ist das Gefälle enorm. So betrug das jährliche Haushaltseinkommen im Mittel 24.000 Yuan (2980 Euro) in der Stadt und 7000 Yuan (870 Euro) auf dem Land. Dies will und muss die neue Regierung in China ändern um den Frieden im Land zu gewährleisten. Beide gewählte Präsidenten haben keine leichte Aufgabe vor sich.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Ebay oder die Lizenz Geld zu drucken

Im Moment schauen viele Anleger auf Aktien, wie Apple, Google oder Microsoft und verfolgen gespannt den Kampf um das Smartphone- und Tabletgeschäft. Eine Firma, die meiner Meinung nach ebenfalls auf dem Radardschirm eines jeden Technologie Investors gehören sollte, ist Ebay, das Online Auktionshaus aus Amerika.

Ebay hat sich mit dem Kauf von Paypal, von einem Online-Bezahldienst immer mehr zu einem Finanzkonzern mit angeschlossenen Internet Handel gewandelt. Ohne dass es die Öffentlichkeit so richtig wahrgenommen hat, hat Ebay die Lizenz zum Geldruck neu erfunden. Gemeinsam mit dem Online Dientsleister Bill Me Later, der Ratenzahlungen ermöglicht, kann nun Ebay vom Kauf einer Ware bis zum Wiederverkauf als Gebrauchsartikel, mit naschen. Damit steht Ebay nicht nur der derzeit rund 500 Milliarden Dollar schwere Online Handel offen, sondern vor allem das lukrative weltweite Finanzierungs- und Geldtransaktionsgeschäft. Schafft Ebay die Verknüpfung dieser beiden Welten, so ist dies die 1 Billion Dollar Chance.

Wie ernst Ebay an der Umsetzung dieser Strategie arbeitet, zeigt die Tatsache, dass Ebay im Oktober 2008 den Ratenkreditanbieter Bill Me Later für rund 820 Millionen Dollar erwarb. Im März 2011 kaufte Ebay dann um 2.4 Milliarden Dollar den Technologiedienstleister GSI Commerce dazu, der E-Commerce Webangebote für grosse Handelsketten aufsetzt und vertreibt. Mit dieser internen Unterstützung kann der Bezahldienst Paypal zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten führender Kreditkartenunternehmen, wie Visa oder American Express, aufsteigen.  Schon heute steuert Paypal 40 Prozent des Umsatzes bei Ebay bei. Ich bin mir aber sicher, dass die Umsätze schon bald das traditionelle Online-Handelsgeschäft als wichtigste Erlösquelle ablösen wird. 

Sonntag, 7. Oktober 2012

Gedanken zum Todestag von Steve Jobs

Am Freitag dem 5. Oktober jährte sich der erste Todestag von Steve Jobs. Es ist wirklich erstaunlich für mich, was er in seiner kurzen Lebenszeit alles umsetzte. Wie ich schon in einem früheren Blog  berichtete, erfand Steve Jobs nicht nur wunderbare Geräte, wie den Ipod oder das Iphone, sondern revolutionierte ganz Geschäftsmodelle. Was aber die meisten übersehen: Wir alle gehen auf den Straßen, die Generationen vor uns gebaut haben! (Chinesisches Sprichwort). Auch ein Steve Jobs!

Einer dieser Straßenbauer war Paul Eisler.  1907 in Wien geboren, emigrierte er 1936 nach London, wo er das Patent auf die Leiterplatte (Printed Circuit Board) anmeldete. Damit ebnete er den Weg für die Computer- und damit letztendlich auch für die Mobilfunkindustrie! 

Ein Anderer ist Martin Cooper. Sein Traum war es, dass Leute nicht mehr mit gewöhnlichen Festnetztelefonen Gespräche führen, sondern frei sind, wann und wo immer es ihnen beliebt mit Freunden oder Verwandten in Kontakt zu treten. Der damalige Motorola Ingenieur tüftelte  solange an dieser Idee, bis er 1982 auf der 5th Avenue stehend den ersten Anruf mobil tätigen konnte. Die vorbeigehenden Passanten hielten ihn für verrückt! Seither gilt Martin Cooper als der Vater des Mobil-Telefons.

Wie sehr diese Entwicklungen unser tägliches Leben verändert haben, ist kaum zu beschreiben. Und dies ist erst der Anfang -  oder wie es Robert Jungk so treffend zu formulieren weiß: "Die Zukunft hat bereits begonnen"! 






Montag, 17. September 2012

Das Wunder Island

Es ist erstaunlich, wie schnell das krisengebeutelte Island sich von  seiner Staatskrise erholt hat. Mit Fitch hat die letzte Ratingagentur dem Land wieder Kreditwürdigkeit  zuerkannt. Aber noch viel erstaunlicher für mich ist, dass Europa von dem Inselstaat im hohen Norden nichts lernen will!

2008 war Island nur mit Hilfe des IWF und der skandinavischen Staaten vor der Staatspleite gerettet worden. Im Gefolge der Lehman Pleite waren die drei Großbanken des Landes zusammengebrochen, das Budgetdefizit betrug 13 Prozent und die Staatsverschuldung über 130 Prozent des BIPs. Die Arbeitslosigkeit war von zuvor einem  Prozent auf neuen Prozent angestiegen. Eine fast griechische Tragödie.

Doch nun das Erstaunliche. In nur vier Jahren ist das Schlimmste überstanden. Die Finanzmärkte leihen Island wieder Geld und der IWF sagt Island eine Wachstum von 2,5% für 2012 voraus und dies in der schlimmsten Finanzkrise der Nachkriegszeit.

Was aber noch erstaunlicher ist und unsere Finanzminister  und Wirtschaftsweisen zu denken geben sollte: Die Krise wurde in Island ganz anders gelöst, als die derzeitigen Rettungsversuche in Europa. So wurden bewusst die Großbanken in Konkurs geschickt oder wie es im Fachjargon heisst "strukturiert abgewickelt". Im Gegensatz zu Europa erkannte Island, dass die Rettung der Banken ein Fass ohne Boden ist. Die Aktionäre gingen daher leer aus, Zeichner von Anleihen dieser Institute mit ihnen. Richtigerweise sicherte die isländische Regierung die Spareinlagen in diesen Instituten, wenn auch nur für Inländer (Engländer und Norweger schauten durch die Finger).

Darüber hinaus wurde die Währung dramatisch abgewertet, was zwar kurzfristig die  Schulden gegenüber dem Ausland erhöhte, aber das Land mit einem Schlag wieder wettbewerbsfähig machte. Zusätzlich stiegen  durch die geringeren Importe die Inlandsnachfrage nach isländischen Produkten an, während die Exporte florierten. Ein Schuldenschnitt für private Haushalte bei dem ein Teil der Hypothekenkredite erlassen wurden, verminderte die Last für die Konsumenten. Obwohl die Regierung auch Budgetkürzungen und Steuererhöhungen vornahm, wurde das Modell des Wohlfahrtsstaates nicht infrage gestellt und auf soziale Gerechtigkeit sowie auf  Wachstum wert gelegt.

Was wir daraus lernen können? Island zeigt was möglich ist und wie man aus einer Krise gestärkt hervorkommen kann - leider ist der eingeschlagene Kurs für  Europa ein anderer und dies sollte uns zum Denken geben!




Samstag, 1. September 2012

Spannende Finanzvorträge über Genies und Verbrecher, das Ende des Euro und eine Tsunami-Welle, die rollt und rollt


Die generelle Reaktion, die ich oft bekomme, wenn ich sage, dass ich auch Vortragsredner für Finanzthemen bin, ist oft ein höfliches Lächeln. In der allgemeinen Vorstellungskraft sieht es scheinbar so aus, dass Finanzvorträge automatisch identisch mit trocken, etwas langweilig, kurz gesagt unspannend eingestuft werden.

Nun, jenen, die so denken, kann geholfen werden. In meinen Vorträgen tut sich nämlich etwas, die erzählen von Krisen, Wellen, die noch immer schwappen, Gier und wohin sie führen kann.

Zum Beispiel der Vortrag zu meinem Buch „Verlorenes Vertrauen – Das Tsunami Modell der Finanzkrise“. Darin beschreibe ich, wie die Finanzkrise entstand – anders, als die meisten denken – und warum sich diese desaströse Welle noch immer nicht beruhigt hat. Eine wirklich tiefgehende Analyse, wie es zu der Situation kommen konnte, der wir uns heute gegenüber sehen. http://www.5-sterne-redner.de/vortraege/verlorenes-vertrauen-–-das-tsunami-modell-der-finanzkrise

 Den vermutlichen Tod des Euro in seiner jetzigen Form und Ausrichtung sage ich im Vortrag „Der Euro ist nicht überlebensfähig“ voraus. http://www.5-sterne-redner.de/vortraege/der-euro-ist-nicht-ueberlebensfaehig
Denn, wenn Sie sich Sorgen um den Euro machen, Sie haben Recht! Nur wenige wissen, was getan werden sollte, um Europa aus diesem Desaster herauszuführen. Oder trauen sich, es zu sagen. Ich traue mich! Politik hat versagt, der Rettungsschirm ist zu vergessen. Es ist aber doch nicht ganz hoffnungslos, ich gebe in diesem Vortrag auch Anregungen, was wir alle gemeinsam tun können, um das Ruder in Europa herumzureißen.

Mein persönlicher Favorit ist mein Vortrag zu den „Grenzgängern der Wall Street“, wie ich sie auch nenne. Es ist wirklich so, die größten Vordenker im Finanzbereich haben heute als Adresse „Gefängnis“. In diesem Vortrag der anderen Art „Vom Finanzgenie zum  Verbrecher“ http://www.5-sterne-redner.de/vortraege/vom-finanzgenie-zum-verbrecher analysiere ich, wie es dazu kommt, dass Menschen immer wieder auf Finanzbetrüger hereinfallen, warum es sie immer geben wird und was wir machen können, um uns vor ihnen zu schützen. Erfahren Sie, wie es Michael Milken, dem König der Junk Bonds oder John Meriwether, dem Alchimisten der Wall Street mit ihrem steilen Auf- und dann Abstieg so erging.

Mir macht es enormen Spaß, meinem Publikum diese Einsichten nahezubringen!“ Finanzvorträge können spannender als Krimis sein!

Sonntag, 5. August 2012

Urlaubslektüre



Vor meinem Urlaub im August habe ich mir vorgenommen einige Artikel vorzubereiten und freue mich, dass folgende Kurz-Serie zur Entstehung der Finanzkrise auf dem renommierten Online-Portal von Simone Janson veröffentlicht wurde:

Teil 1 - Nein, es war nicht die Immobilienblase

Teil 2 - Wie eine Welle entsteht

Teil 3 - Die Welle breitet sich aus

Teil 4 - Konkret, was können wir tun

Zusätzlich hat Christian Drastil einen Gastkommentar von mir zur derzeitigen Situation and der Wiener Börse in seinem Fachheft publiziert:

Gastkommentar zur Situation an der Wienerbörse

Wünsche allen meinen Lesern einen erholsamen Sommer und melde mich Anfang September wieder zu Wort.

Sonntag, 22. Juli 2012

Skandal in der City

Ich war  letzte Woche beruflich in London.  Erstaunt war ich
 Europas größten Wolkenkratzer "The Sharp - die Scherbe" zu sehen und
 freute ich mich  auf interessante Gespräche mit führenden 
Investoren vor Ort. Zusätzlich ist London derzeit ein olympisches Dorf.

Talk of the Town sind aber nicht die olympischen Spiele - jeder Londoner
 mit dem ich gesprochen habe plant übrigens die Stadt während der Spiele zu
 verlassen und ich verstehe warum - sondern die jüngsten Banken Skandale:



HSBC wird beschuldigt Drogengelder über ihre Zweigstelle in Mexiko 
weißgewaschen zu haben und zusätzlich  einer Saudi-Arabischen Bank, die in 
Verbindung mit der Terrororganisation al-Qaeda stehen soll, geholfen haben 
Geldsummen zu verschieben. In einer Anhörung vor dem  US Senat
 diesbezüglich hat der zuständige Compliance Officer David Bagley erklärt,
 dass er meine, dass nun der richtige Zeitpunkt sei, seinen Job zu 
übergeben.



Zusätzlich wurde das Vertrauen in das britische Bankensystem erheblich 
erschüttert, als sich herausstellte, dass der führende Zinssatz in Europa -
 der London Interbanken Satz LIBOR - manipuliert wurde. Barclays wurde zu
 460 Millionen Dollar Strafe verurteilt und Bob Diamond musste sein Amt als
 Chairman räumen.



Das alles ist für mich nicht überraschend, sondern Teil des Systems. Obwohl
 das Bankensystem mit Milliarden von Steuergeldern  gestützt wird,
 wird weiter gelogen und betrogen.  Auch wenn, um die Öffentlichkeit zu
beruhigen, einige Köpfe rollen werden, das Grundproblem ist damit nicht gelöst.
 Das Finanzsystem hat sich von jeder politischen Kontrollen entkoppelt und
 verfolgt seine eigenen Interessen auf unsere Kosten.  Es wird Zeit, dass
 wir das ändern.

Sonntag, 24. Juni 2012

Druckt Deutschland heimlich DM-Scheine?


In meinem Bekanntenkreis bin ich auf folgenden Artikel aufmerksam gemacht worden "Neue DM heimlich gedruckt" (MMNews), wo spekuliert wird Deutschland bereitet sich auf den Austritt aus dem Euroraum vor und lässt heimlich neue DM - Scheine drucken.

Das große Interesse an diesem Artikel zeigt, wie stark die Verunsicherung ist und wie wenig die Fachmedien noch die Experten zur Aufklärung beitragen. Dabei ist es eigentlich nicht schwer. Wie würde man einen Austritts Griechenlands aus der Währungsunion organisatorisch abwickeln? Diesbezüglich gibt es sogar aus der jüngeren Geschichte ein recht gutes Beispiel: Auf Grund der wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen den Teilstaaten der Tschechei und Slowakei, der damit einhergehenden Flucht von slowakischen in tschechische Bankeinlagen und des sich beschleunigten Abflusses von Fremdwährungsreserven, entschloss sich die tschechische Regierung zum Austritt aus der Währungsunion und gab am 2. Februar 1993 die Aufgabe der Krone bekannt (sehr gut beschrieben von  Dedek et al., 1996). Um ein massive Kapitalflucht zu verhindern, wurden alle Zahlungen zwischen den beiden Staaten unterbunden und die Grenzkontrollen verstärkt. Während der Umtauschperiode vom 4. -7.Februar 1993 (Donnerstag bis Sonntag) wurden die alten Banknoten durch das Aufkleben von Wertmarken in die neue Währung umgewidmet. Die maximal umtauschbare Menge wurde begrenzt und der Rest musste auf Bankkonten einbezahlt werden und wurde dann digital umgestellt.

Was heißt das nun für Griechenland? Da der Austritt aus der Währungsunion überraschend geschehen muss und am ehesten  an einem Feiertag oder Sonntag durchgeführt werden wird, ist es einfach logistisch unmöglich bereits am Tag der Umstellung neue Banknoten bereitzustellen. Daher wird man die bestehenden Eurobanknoten weiter verwenden, aber mit einem Stempel als Neue Griechische Drachme (NGD) kennzeichnen. Alle Geschäfte und Lokale akzeptieren weiterhin die bestehenden Euroscheine im Inland geben aber nur noch mit NGD Stempel versehen Euroscheine zurück. Banknoten die am Geldschalter oder Geldautomaten erhältlich sind wurden im Vorfeld bereits gestempelt. Gleich wie in der Slowakei können somit  alle Spareinlagen quasi über Nacht umgestellt werden. Zwar ist es für Griechenland schwieriger den Grenzverkehr zu kontrollieren  um einen massiven Euroabfluss zu verhindern, aber in diesem Falle würde für eine Übergangszeit das Schengenabkommen außer Kraft gesetzt werden.  

Fazit - ein Austritt Griechenlands ist technisch relative einfach zu bewältigen und es müssen nicht, wie vielfach behauptet wird, ungeheure Geldmengen im Vorfeld gedruckt werden. Darüberhinaus würde es sehr schnell zu einer Abwertung der NGD gegenüber dem Euro kommen und damit hätte Griechenland eine realistische Chance, die im Land erzeugten Produkte im Ausland abzusetzen und damit die Wirtschaft anzukurbeln.