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Sonntag, 11. August 2013

Die Zukunft hat für die Finanzindustrie bereits begonnen

Ich verweile gerade in Kroatien auf Urlaub und bereite mich auf mein nächstes Buch vor. Ein Thema, auf das ich immer wieder angesprochen werde und auf das ich in meinen Vorträgen vermehrt eingehe, ist die Zukunft der Finanzindustrie. Kein einfaches Unterfangen zumal Vorhersagen, in diesem Fall auch noch langfristig, meistens nicht eintreffen. Dennoch glaube ich, kann man aus der derzeitigen Krise bestimmte Fakten  logisch ableiten und dazu kritisch Stellung beziehen um so ein mögliches Bild zukünftiger Entwicklungen zu zeichnen: 

- vor 50 Jahren meinte der Economist, auf die Frage, ob die Bankindustrie eine Zukunft habe, dass die Finanzindustrie "the most resepctable declining industry" sei. Wir sehr man sich irren kann. Zwischen 1963 und 2008 erlebte die Bankindustrie einen Boom, gemessen in Wachstum, Profitabilität aber auch Gehälter. Die Bilanzen der Banken wuchsen von 50% des BIPs in 1963 auf über 200%  in 2008. 

- was wir aus der Krise ableiten können ist sicherlich, dass die Größe des Bankensektors ein Problem darstellt. Galt bis jetzt der Lehrsatz, zumindest für die entwickelten Länder, ein wachsender Banksektor sichert GDP und damit den Wohlstand eines Staates, so müssen wir jetzt einsehen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Überschreitet der Bankensektor eine gewiße Größe (meine Recherchen zeigen,  dass dies bei ungefähr 100% der Bruttonationalproduktes im Verhältnis zu Privat-Krediten liegt), so nimmt der Produktivitätsgewinn einer Volkswirtschaft weniger zu, wenn nicht sogar ab, wie wir dies im Falle von Irland, Griechenland , Zypern etc. beobachten konnten. Damit ist der erste Schluss aus der Krise, den wir ziehen können: die Meinung ein großer Bankensektor bringt Produktivität und damit Wohlstand einer Nation ist so nicht richtig - es gibt eine kritische Größe und damit sollte eigentlich weiterem  Wachstum in der Finanzindustrie regulatorische Schranken gesetzt sein. 

- eine weitere Beobachtung  von mir ist, dass internationale Finanzmärkte nicht  den Wirtschaftstheorien folgen. Gerade internationale Finanzmärkte neigen zu Übertreibungen, also Blasenbildungen und damit zur falschen Allokation von Mitteln. Wir müssen die Finanzmärkte eher wie ein nicht lineares Regelwerk (chaotisch) verstehen und in Betracht ziehen, dass der Gleichgewichtspunkt sehr fragil ist und jederzeit sich das System vom Gleichgewicht wegbewegen kann. Schlimmer noch, nimmt das System einmal negative Fahrt auf, ist es, wie ich in meinem Buch "Verlorenes Vertrauen - Das Tsunami-Modell der Finanzkrise" darlegen konnte, fast nicht mehr zu stoppen. Das hat Auswirkungen auf den zukünftigen  Gestaltungsspielraum der Finanzindustrie, der sich meiner Meinung nach sehr einengen wird. Die Möglichkeit mit innovativen Produkte Risiko zu verbriefen und an ahnungslose Teilnehmer zu verkaufen wird abnehmen und damit aber auch lukrative Geschäftszweige mit überdurchschnittlichen Gewinnen. Dies wird sich auf die Profitabilität im Bankensektor niederschlagen, die ich um die Hälfte schrumpfen sehe.  

- zu guter Letzt glaube ich, dass wir uns auf noch schlimmere Zeiten gefasst machen müssen. Durch die enormen Menge an Geld, die Notenbanken in das System gepumpt haben, kommt es zur kompletten Verzerrungen auf der Zinsen Seite. Es findet nicht mehr eine Risko-adäquate Bepreisung und damit eine Steuerungsfunktion auf den Finanzmärkten statt. Obwohl die Kredite günstig wie noch nie sind, können schon heute etliche Firmen ihr Geschäftsmodell nicht Aufrecht erhalten. Zusätzlich sind  die privaten Haushalte direkt und indirekt höher verschuldet als vor der Krise. Diese Risiken sind derzeit nur versteckt in den Büchern der Banken zu finden. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass die immense Größe des Finanzsektors, die verschwundenen Geschäftsmodelle und die verzerrte Zinslandschaft Risiken bilden, auf die sich die Bankenlandschaft erst einstellen muss und die ein weiteres profitables Wachstum des Finanzsektor in Summe eher unwahrscheinlich machen.