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Sonntag, 24. Juni 2012

Druckt Deutschland heimlich DM-Scheine?


In meinem Bekanntenkreis bin ich auf folgenden Artikel aufmerksam gemacht worden "Neue DM heimlich gedruckt" (MMNews), wo spekuliert wird Deutschland bereitet sich auf den Austritt aus dem Euroraum vor und lässt heimlich neue DM - Scheine drucken.

Das große Interesse an diesem Artikel zeigt, wie stark die Verunsicherung ist und wie wenig die Fachmedien noch die Experten zur Aufklärung beitragen. Dabei ist es eigentlich nicht schwer. Wie würde man einen Austritts Griechenlands aus der Währungsunion organisatorisch abwickeln? Diesbezüglich gibt es sogar aus der jüngeren Geschichte ein recht gutes Beispiel: Auf Grund der wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen den Teilstaaten der Tschechei und Slowakei, der damit einhergehenden Flucht von slowakischen in tschechische Bankeinlagen und des sich beschleunigten Abflusses von Fremdwährungsreserven, entschloss sich die tschechische Regierung zum Austritt aus der Währungsunion und gab am 2. Februar 1993 die Aufgabe der Krone bekannt (sehr gut beschrieben von  Dedek et al., 1996). Um ein massive Kapitalflucht zu verhindern, wurden alle Zahlungen zwischen den beiden Staaten unterbunden und die Grenzkontrollen verstärkt. Während der Umtauschperiode vom 4. -7.Februar 1993 (Donnerstag bis Sonntag) wurden die alten Banknoten durch das Aufkleben von Wertmarken in die neue Währung umgewidmet. Die maximal umtauschbare Menge wurde begrenzt und der Rest musste auf Bankkonten einbezahlt werden und wurde dann digital umgestellt.

Was heißt das nun für Griechenland? Da der Austritt aus der Währungsunion überraschend geschehen muss und am ehesten  an einem Feiertag oder Sonntag durchgeführt werden wird, ist es einfach logistisch unmöglich bereits am Tag der Umstellung neue Banknoten bereitzustellen. Daher wird man die bestehenden Eurobanknoten weiter verwenden, aber mit einem Stempel als Neue Griechische Drachme (NGD) kennzeichnen. Alle Geschäfte und Lokale akzeptieren weiterhin die bestehenden Euroscheine im Inland geben aber nur noch mit NGD Stempel versehen Euroscheine zurück. Banknoten die am Geldschalter oder Geldautomaten erhältlich sind wurden im Vorfeld bereits gestempelt. Gleich wie in der Slowakei können somit  alle Spareinlagen quasi über Nacht umgestellt werden. Zwar ist es für Griechenland schwieriger den Grenzverkehr zu kontrollieren  um einen massiven Euroabfluss zu verhindern, aber in diesem Falle würde für eine Übergangszeit das Schengenabkommen außer Kraft gesetzt werden.  

Fazit - ein Austritt Griechenlands ist technisch relative einfach zu bewältigen und es müssen nicht, wie vielfach behauptet wird, ungeheure Geldmengen im Vorfeld gedruckt werden. Darüberhinaus würde es sehr schnell zu einer Abwertung der NGD gegenüber dem Euro kommen und damit hätte Griechenland eine realistische Chance, die im Land erzeugten Produkte im Ausland abzusetzen und damit die Wirtschaft anzukurbeln.

Samstag, 9. Juni 2012

Is there a sledge before the edge?

Ich hatte letzte Woche beruflich in Hong Kong zu tun und konnte in diesem Zusammenhang sehr interessante Gespräche mit führenden Investment Häusern vor Ort führen. Hong Kong ist für mich eine pulsierende und faszinierende Stadt. Faszinierend ist auch welchen Blickpunkt asiatische Investoren auf Europa haben.

Der Economist hat in seiner März Ausgabe ein Wortspiel gewählt, das die Ansicht der Fondsmanager in Hong Kong recht gut zusammenfasst:  there is a sledge before the edge! Frei übersetzt - es gibt einen Vorsprung vor dem Abgrund!

Das ist derzeit die Meinung vieler meiner asiatischen Gesprächspartner. Die asiatischen Fund Manager aber auch prominente Finanzhäuser  in  Hong Kong sind besorgt um die Stabilität in Europa und spüren ebenfalls die negativen Auswirkungen der Euro Krise. So hat sich das Wachstum in den asiatischen Staaten gebremst, was sich negativ auf die Börsen ausgewirkt hat. Zusätzlich setzt ein schwacher Euro die asiatischen Exporteure unter Druck und gefährdet damit  direkt Arbeitsplätze vor Ort. Aber die meisten meiner Gesprächspartner rechnen damit, dass der Euro seitens der Troika (EC, IMF und ECB) gestützt wird und damit weiter besteht. Mit einem Austritt Griechenlands oder Spaniens aus dem Euroraum rechnet niemand. Man kann also sagen, alle glauben, es gibt noch einen Vorsprung vor dem Abgrund, der uns rettet.

Ich glaube das nicht. Wir haben den Abgrund erreicht und nichts kann meiner Meinung nach den Absturz mehr aufhalten. Der Rettungsschirm mutiert mehr zum Fallschirm und wird den Absturz vielleicht bremsen, aber sicher nicht verhindern können. Die Wahrheit ist - there is no sledge before the edge!